Jahresbilanz am KMU-Anleihemarkt 2023: 24 Emissionen mit deutlich gestiegenem Platzierungsvolumen von 788 Mio. Euro – Durchschnittlicher Kupon steigt auf 8,64 %

  • Studie der IR.on AG: Jahresrückblick 2023 und Ausblick 2024 für den Markt der KMU-Anleihen
  • Zielvolumen steigt von 806 Mio. Euro auf 983 Mio. Euro
  • Anzahl der Emissionen 2023 liegt mit 24 leicht über Vorjahr (23)
  • Anteil nachhaltiger KMU-Anleihen bei 25 % (Durchschn. Kupon: 8 %)
  • Gestiegenes Ausfallvolumen aufgrund von vier Insolvenzen
  • Ausblick: Emissionshäuser erwarten durchschnittlich 22 Emissionen für 2024
     

Köln, 23. Januar 2024 – Der deutsche Markt für KMU-Anleihen hat sich im Jahr 2023 trotz deutlich gestiegener Kupons leicht erholt. Die Zahl der Emissionen bewegte sich auf dem Niveau des Vorjahres, während das bei Investoren platzierte Volumen um gut ein Drittel zulegen konnte. Der durchschnittliche jährliche Kupon erhöhte sich erwartungsgemäß im Zuge des gestiegenen Zinsniveaus um knapp 190 Basispunkte auf 8,64 % (2022: 6,77 %).

Insgesamt wurden 24 KMU-Anleihen (2022: 23 Anleihen) von 23 Unternehmen mit einem Zielvolumen von 983 Mio. Euro begeben, darunter zahlreiche in dem Segment etablierte Emittenten wie das Familienunternehmen HÖRMANN Industries GmbH oder die Beteiligungsgesellschaft Katjes International. Das platzierte Volumen stieg um 34 % auf 788 Mio. Euro, was einer Platzierungsquote von knapp 80 % entspricht.

Von den 24 Emissionen entfielen 19 auf Folgeemissionen und lediglich fünf auf Debütanleihen. Der erstmals erhobene Anteil nachhaltiger Schuldverschreibungen lag bei 25 %. Das Ausfallvolumen – ausgelöst durch vier Insolvenzen, darunter der Modekonzern Gerry Weber und der Immobilienentwickler Euroboden – stieg auf 340 Mio. Euro (2022: 148 Mio. Euro). Dies ergibt ein von der Investor Relations-Beratung IR.on AG durchgeführter Jahresrückblick zum deutschen KMU-Anleihemarkt.

Frederic Hilke, Senior Berater und Head of IR Consulting der IR.on AG: „Trotz des deutlich gestiegenen Zinsniveaus und der entsprechend erheblich höheren Kupons hat sich der KMU-Anleihemarkt auf niedrigem Niveau behauptet. Gerade die erfolgreichen Folgeemissionen etablierter Emittenten sind ein wichtiger Indikator, dass der Markt weiterhin aufnahmefähig ist und in Zeiten restriktiver Kreditvergabe ein etablierter Finanzierungskanal für mittelständische Unternehmen bleibt. Neuemittenten haben den Markt aufgrund erhöhter Risikoprämien im vergangenen Jahr entweder gemieden oder hatten einen schweren Stand.“

Energiesektor dominiert Emissionstätigkeit

Die 24 Anleihen der 23 KMU-Anleiheemittenten verteilten sich im Jahr 2023, wie auch im Vorjahr, auf acht verschiedene Branchen. Die Energiebranche dominierte erneut den Primärmarkt für KMU-Anleihen. Insgesamt wurden acht Anleihen von Unternehmen aus diesem Sektor begeben, gefolgt von den Finanzdienstleistungen (fünf Emissionen) und der Immobilienbranche mit vier Emissionen.

Die im Jahr 2023 durchgeführten Folgeemissionen (19) verzeichneten eine solide Platzierungsquote (89 %). Im Gegensatz dazu lag die Platzierungsquote bei zwei der fünf Neuemissionen lediglich bei durchschnittlich 28 %. Bei den übrigen drei Neuemissionen wurden keine Platzierungsergebnisse veröffentlicht, was auf eine sehr geringe Platzierungsquote schließen lässt.

Bei der Platzierungsform bestätigte sich die Dominanz öffentlicher Angebote, die konstant 83 % der Emissionen ausmachten. Hier spielt das Ziel der Platzierungssicherheit in einem schwierigen Marktumfeld eine Rolle, die durch öffentliche Angebote erhöht wird.

Bei den Anleiheausfällen war im Zuge einer insgesamt erhöhten Insolvenzquote in Deutschland auch am KMU-Anleihemarkt eine Steigerung zu verzeichnen. In Summe lag das ausgefallende Anleihevolumen im Jahr 2023 bei 340 Mio. Euro (2022: 148 Mio. Euro). Betroffen waren Anleihen von Euroboden, der EVAN Group, Gerry Weber und PlusPlus Capital Financial. Letztere meldeten erst kurz vor Jahresende Insolvenz an.

Die Zahl der von Restrukturierungen betroffenen Schuldverschreibungen (u.a. Laufzeitverlängerungen, Zinsanpassungen) lag mit zehn Anleihen auf Vorjahresniveau (2022: neun Anleihen), wohingegen das Gesamtvolumen auf 503 Mio. Euro (2022: 690 Mio. Euro) zurückging. Insgesamt machten sich bei den Anleiheausfällen und -restrukturierungen die marktseitig eingeschränkten Refinanzierungsmöglichkeiten sowie die Krise am Immobilienmarkt bemerkbar.

Nachhaltige KMU-Anleihen

Aufgrund der wachsenden Zahl und Bedeutung von Green Bonds, Social Bonds und ähnlichen ESG-bezogenen Anleihen am Markt für KMU-Anleihen wurde in der Gesamtjahresstudie 2023 erstmals eine gesonderte Übersicht erstellt, in der alle KMU-Anleihen aufgeführt werden, die einen ICMA-Standard (GBP, SBP, SLBP) oder einen vergleichbaren Standard befolgen und für die ein Rating und/oder eine SPO (Second Party Opinion) vorliegt.

Im Gesamtjahr 2023 konnten sechs nachhaltige Anleihen identifiziert werden, die mehrheitlich eine SPO von imug rating aufwiesen (vier von sechs Anleihen). Der durchschnittliche jährliche Kupon lag mit 8,00 % unter dem durchschnittlichen Zinsniveau aller KMU-Anleihen (8,64 %).

Prognose 2024: Kupons und Emissionstätigkeit auf Vorjahresniveau

Zum Ausblick für 2024 hat die IR.on AG neun im KMU-Segment aktive Emissionshäuser befragt. Im Durchschnitt erwarten diese für das laufende Jahr 22 Emissionen. Wesentliche Gründe für eine zurückhaltende Prognose sind die weiterhin mit Herausforderungen konfrontierten Emittenten aus dem Immobiliensektor sowie die auf einem hohen Niveau stagnierenden Kupons.

Frederic Hilke: „Die Emissionshäuser bleiben bei ihrer Prognose der Anzahl der Emissionen gewohnt zurückhaltend. Als Treiber werden vor allem anstehende Refinanzierungen sowie der anhaltend hohe Kapitalbedarf zur Bewältigung der grünen Transformation in vielen Branchen gesehen. Dies deckt sich auch mit der Erwartung eines weiterhin dominierenden Energiesektors unter den Emittenten.“

In puncto Kuponentwicklung zeigt sich ein gemischtes Bild. Vier der neun Befragten gehen für 2024 von gleichbleibenden Zinssätzen aus. Drei Emissionshäuser rechnen mit sinkenden Kupons, während die übrigen zwei von steigenden Kupons ausgehen.

Bei den Trends erwartet die Mehrheit der Emissionshäuser weiter steigende Transparenzanforderungen. Das an Bedeutung zunehmende Nordic Bond Format setzt hier Maßstäbe auch für klassische deutsche Emissionen. Darüber hinaus rechnen die Banken mit einer wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeitsthemen. Sieben der neun Emissionshäuser gehen davon aus, dass in 2024 ein Anteil von mindestens 30 % auf nachhaltige Anleihen entfallen wird.

IR.score mit 4,3 Punkten über Vorjahr

Insgesamt weist die Kommunikation der Anleiheemittenten im Jahr 2023 eine äußerst solide Transparenz auf, wie die in der Studie untersuchte Investor Relations-Arbeit zeigt. Bei der diesjährigen Überprüfung der IR-Webseiten der 23 Emittenten hinsichtlich grundlegender IR-Informationen betrug der durchschnittliche Transparenzindex „IR.score“ 4,3 Punkte (von max. 5 Punkten) nach 4,0 Punkten im Vorjahr.

Eine Zusammenfassung der Erhebung ist über die Website der IR.on AG unter https://ir-on.com/kmu-anleihen/ erhältlich.

Über die IR.on AG

Die IR.on AG ist eine unabhängige Beratungsgesellschaft für Investor Relations, Finanz- und Nachhaltigkeitskommunikation. Das Team der IR.on AG begleitet branchenübergreifend Unternehmen aller Größenklassen bei der Entwicklung von Investor Relations-Strategien, im IR-Tagesgeschäft, als IR-Interimsmanager, bei Kapitalmarkttransaktionen und in Spezialsituationen wie Krisen oder Restrukturierungen sowie bei der Pressearbeit mit Finanz- und Wirtschaftsmedien. Darüber hinaus berät IR.on Unternehmen bei der Entwicklung und Implementierung von ESG-/Nachhaltigkeitsstrategien und der Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten. Das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen mit Sitz in Köln und Frankfurt am Main ist inhabergeführt. Die Berater der IR.on AG vereinen Erfahrungen aus über 400 Kommunikationsprojekten, mehr als 300 realisierten Finanz- und Nachhaltigkeitsberichten sowie über 100 Kapitalmarkttransaktionen, darunter 40 KMU-Anleiheemissionen.

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