Unternehmensfinanziertes Aktienresearch („Kaufresearch") ist bei institutionellen Investoren primär aufgrund des häufig unterstellten Interessenkonflikts der beauftragten Research-Häuser umstritten. Das ergibt eine von der Kommunikationsberatung IR.on AG durchgeführte Befragung unter 40 institutionellen Investoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
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Köln, 13. Agust 2008 – Dabei wurden neben spezialisierten Small- und Micro-Cap Investoren auch Vermögensverwalter, Buy-Side Analysten und die für deutsche Nebenwerte zuständigen Portfoliomanager großer Fondsgesellschaften befragt. Insgesamt verwalten die teilnehmenden Institutionen ein in Aktien angelegtes Vermögen von mehr als 920 Mrd. EUR.
Da börsennotierte Unternehmen erst ab einer bestimmten Größenordnung von den Sell-Side Analysten der Investmentbanken „gecovert" werden, bleibt kleineren Gesellschaften (< 100 Mio. EUR Marktkapitalisierung) zur Steigerung ihrer Wahrnehmung am Kapitalmarkt oft nur die Beauftragung eines bankenunabhängigen Researchanbieters - gegen Honorar. Trotz des unterstellten Interessenkonfliktes erachten 85% der befragten Investoren Kaufresearch grundsätzlich als ratsam, damit die betroffenen Unternehmen überhaupt auf den Radar des Kapitalmarkts gelangen.
Rund die Hälfte der befragten Investoren kann auf ein hausinternes Buy-Side Research zurückgreifen, weshalb extern erstellte Analysen lediglich als ergänzende Informationsquelle genutzt werden. Immerhin 47% der Small-Cap-Investoren verwenden hin und wieder Kaufresearch bankenunabhängiger Analysten-Häuser für die Beurteilung einer Aktie, 13% sogar häufiger. Die übrigen 40% nutzen kein Kaufresearch für ihre Investmentanalysen. Als Lösungsansätze zur Verbesserung der Glaubwürdigkeit von Kaufresearch nennen die teilnehmenden Investoren eine höhere Transparenz in der Vertragsgestaltung, nachvollziehbare Analysemodelle sowie eine Veröffentlichung der Ratingshistorie und des Ratinguniversums der Kaufresearch-Anbieter.
Allerdings spielen die Ratings (Kursziele) und die zugrundeliegenden Bewertungen in den Studien für die Investment Professionals eine untergeordnete Rolle. Für die Mehrzahl der Investoren, die Kaufresearch nutzen, vermitteln diese Analysen lediglich „einen ersten Eindruck" zum Unternehmen und dienen vor allem der Information über dessen Marktumfeld, die Branche und das Geschäftsmodell. Achim Josten, Vorstand der IR.on AG: „Die Untersuchungsergebnisse legen den Schluss nahe, dass die Funktion von Kaufresearch neu definiert werden muss. Es ist zwar weitgehend akzeptiert aber als das eigentlich gedachte Bewertungsinstrument nicht genutzt. Um auch auf dieser Ebene gehört zu werden, gilt für die Research-Häuser vor allem eine Devise: Sie sollten mehr Transparenz walten lassen".
Bei der Frage nach der Mindestanzahl von Analysten für ein Small/Micro Cap Unternehmen sprach sich die Mehrzahl der teilnehmenden Investoren für mindestens zwei verschiedene Researchanbieter aus. Aber 37% der Befragten gaben an, ihre Investmententscheidung auch ohne externes Research treffen zu können.
Insgesamt bewerteten die Investoren die elf zur Auswahl stehenden deutschen Research-Häuser im Durchschnitt mit der Note „befriedigend" (ø 2,81).
Als Alternativen zu unternehmensfinanziertem Research bieten sich aus Sicht der institutionellen Anleger zahlreiche Möglichkeiten für Nebenwerte, um ihre Visibilität im Kapitalmarkt zu verbessern. Dazu zählen vor allem „mehr Roadshows", die regelmäßige Teilnahme an Kapitalmarktkonferenzen sowie eine detailliertere Berichterstattung.
Eine kostenlose Zusammenfassung der Studie im PDF-Formatist hier erhältlich.