GEA Group: Wiederherstellung von Vertrauen am Kapitalmarkt

Erfahrungsbericht von IR.on Vorstand Fabian Kirchmann zum IR Interim-Management bei der GEA Group von März 2019 bis Februar 2020

Köln, Juli 2020 –  Vertrauen ist die wesentliche Grundlage für den nachhaltigen Erfolg von Unternehmen am Kapitalmarkt. Als ich Anfang März 2019 das Interim-Mandat als Head of Investor Relations beim MDAX-Konzern GEA übernahm, stand die Aktie nach zahlreichen Gewinnwarnungen in Folge auf 7-Jahres-Tief. Das Vertrauen des Kapitalmarkts in die bisherige Unternehmensführung war erschüttert. Entsprechend hatte der Aufsichtsrat mit Stefan Klebert einen neuen CEO und mit Marcus A. Ketter ab Mai 2019 einen neuen CFO an Bord geholt. Die Herausforderung für das neue Management war groß, zumal namhafte aktive Investoren zum Aktionärskreis zählten.

Oberstes Ziel aus Sicht des Managements und wichtigste Aufgabe der Investor Relations-Arbeit der ersten Monate meiner Interim-Tätigkeit war es, die Ursachen für die negative Kursentwicklung zu benennen und ein Programm für die Restrukturierung und die angestrebte Neuausrichtung aufzulegen und dem Kapitalmarkt zu erläutern. Dazu präsentierte der neue CEO im Rahmen der Analystenkonferenz zur Bekanntgabe der 2019er Zahlen seine Bestandsaufnahme sowie ein Maßnahmenpaket bestehend aus kurzfristigen Restrukturierungsmaßnahmen und strategischen Handlungsfeldern. Das beinhaltete auch die Rückkehr zu einer divisionalen Organisationsstruktur und zu mehr unternehmerischer Verantwortung für die Führungskräfte des Konzerns.

Die Handlungsfelder wurden auf einem Capital Markets Day in London im September 2019 weiter konkretisiert und mit messbaren Zielgrößen im Rahmen einer Mittelfrist-Guidance unterlegt. Maßgabe für diese wichtigste IR-Veranstaltung des Jahres war es, die Fortschritte des Maßnahmenpakets so zu kommunizieren, dass keine unrealistischen Erwartungen an die Geschwindigkeit der Umsetzung und die Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung geweckt werden.

                                           

Für die Investor Relations-Arbeit stellten die angekündigten Schritte einen Change-Prozess größeren Ausmaßes dar: ein neues Management, neue KPIs, neue Organisationsstruktur und eine Erwartungshaltung von Analysten und Investoren, die zunächst von deutlichem Misstrauen geprägt war. Als eine der ersten Maßnahmen meiner Interim-Tätigkeit wurde ein verlässliches Consensus-Management mit Hilfe eines spezialisierten Dienstleisters eingeführt. Dies beinhaltete auch die ausführliche Erläuterung neu eingeführter KPIs für die Guidance und wurde von Analysten und Investoren gleichermaßen begrüßt. Bei der Einführung half das langjährig etablierte, gute Verhältnis der IR-Abteilung mit einer Vielzahl von Sell-Side-Analysten. Generell war das bestehende IR-Team eine wesentliche Stütze bei der Umsetzung der Maßnahmen. Als Interim-Manager fehlen oftmals wichtige Einblicke in die Historie und gewachsene Beziehungen. Demgegenüber hat man als „Externer“ den Vorteil, Veränderungen auch im Zusammenspiel mit anderen Abteilungen ohne die konzerntypischen „Scheuklappen“ voranzutreiben.

Im Ergebnis gelang es der Unternehmensführung das Vertrauensverhältnis zu Analysten und Investoren schrittweise zu verbessern. Das verdeutlicht die Performance der GEA-Aktie mit einem Plus von mehr als 30 % im Jahr 2019 sowie der zunehmend positive Tenor in den Analysten-Reports und die sukzessive Erhöhung der Kursziele für die GEA-Aktie.

„Vertrauen ist eine Serie gehaltener Versprechen.“ Für das neue GEA-Management gilt es nun, den guten Start zu einer Serie zu verfestigen. Im ersten Quartal 2020 gab es erneut positive Nachrichten in Sachen Geschäftsentwicklung, was einen Kursanstieg der GEA-Aktie deutlich über das Vor-Corona-Niveau zur Folge hatte. In diesem Sinne weiter so…

Kursverlauf der GEA-Aktie im Jahr 2019