Knapp zwei Drittel der institutionellen Investoren wollen Scale in Zukunft stärker beobachten und für ihre Anlageentscheidungen in Betracht ziehen. Zweifel bestehen jedoch, ob die Einführung des neuen Segments die Attraktivität des deutschen Kapitalmarkts nachhaltig erhöht.
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Köln, 15. May 2017 – Am 1. März 2017 startete das neue Small & Mid Cap Segment Scale der Deutschen Börse mit dem Ziel, den deutschen Kapitalmarkt für Emittenten und Investoren wieder attraktiver zu machen. Zu diesem Zweck wurden die Zulassungsvoraussetzungen und Folgepflichten im Vergleich zum Vorgänger-Segment Entry Standard angehoben und verschärft.
Im Rahmen einer Online-Befragung ermittelte IR.on, wie professionelle Investoren das neu eingeführte Segment Scale allgemein bewerten und inwiefern sie Zulassungs- und Folgepflichten für Aktien und Unternehmensanleihen als sinnvoll erachten. Insgesamt nahmen an der Umfrage im März und April 2017 rund 40 Investoren teil.
Wichtigste Erkenntnisse: Knapp zwei Drittel (63,2 %) der Teilnehmer gaben an, das neue Marktsegment verstärkt bei ihren Anlageentscheidungen in Betracht ziehen zu wollen. Dagegen rechnen nur 36,8 % der Befragten damit, dass sich mit Einführung von Scale die Attraktivität des Kapitalmarkts für Investoren und Emittenten erhöhen wird.
Neue Folgepflichten „Analystenkonferenz“ und „Haftung Capital Market Partner“ werden sehr begrüßt
Auch die Bewertung der Zulassungsvoraussetzungen fiel gespalten aus. Im Bereich Aktien wurden vor allem die Kriterien „positives bilanziertes Eigenkapital“ sowie eine „Unternehmenshistorie von mindestens zwei Jahren“ von einem Großteil der Investoren (89,5 %) als eher bis sehr sinnvoll bewertet. Allerdings werden andere Aspekte, wie ein „voraussichtlicher Kurswert i.H.v. mindestens EUR 30 Mio.“ und ein „Minimum von 20 Mitarbeitern“ von 57,9 % respektive 78,9 % der Befragten als weniger bis gar nicht sinnvoll erachtet.
Bei den Unternehmensanleihen befinden die Befragten das Kriterium „Unternehmenshistorie von mindestens zwei Jahren“ (81,3 %) und die Zinsdeckungskennzahlen (EBIT bzw. EBITDA Interest Coverage) mit je 80,0 % als eher bis sehr sinnvoll. Den geringsten Zuspruch erhielt der Aspekt „platziertes Volumen i.H.v. mindestens EUR 20 Mio.“, den nur 56,3 % als eher oder sehr sinnvoll ansehen.
Im Ergebnis zeigt die Befragung, dass das neue Marktsegment von den institutionellen Investoren noch mit Skepsis betrachtet wird und deshalb unter verstärkter Beobachtung steht.
Als wichtigste Folgepflicht bewerteten die Investoren sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen die Jährliche Analystenkonferenz: 94,7 % respektive 93,8 % erachten diese für eher bis sehr sinnvoll. Auch die „Haftung des Capital Market Partner“ schnitt sowohl bei Aktien (68,4 %) als auch bei Anleihen (73,3 %) bei einem Großteil der Befragten positiv ab. Lediglich die Anforderung „zwei verpflichtenden Research-Berichte“ für Aktienemittenten halten nur 57,9 % der Teilnehmer für eine sinnvolle Maßnahme.
Insgesamt schnitten die Folgepflichten in den Augen der institutionelle Investoren deutlich besser ab als die Zulassungsvoraussetzungen. Zudem wurden sowohl die Zulassungs- als auch die Folgepflichten für Unternehmensanleihen leicht positiver bewertet als solche für Aktien.
Im Ergebnis zeigt die Befragung, dass das neue Marktsegment von den institutionellen Investoren noch mit Skepsis betrachtet wird und deshalb unter verstärkter Beobachtung steht. Einen nachhaltigen Effekt der Attraktivitätssteigerung des deutschen Kapitalmarkts sieht die Mehrheit der Investoren nicht, auch wenn die neuen Zulassungs- und Folgepflichten en gros als Schritt in die richtige Richtung gewertet werden.