KMU-Anleihemarkt im ersten Halbjahr 2020: Transaktionszahl steigt, Platzierungsvolumen rückläufig

  • Studie der IR.on AG zum KMU-Anleihemarkt in H1 2020
  • 14 Emissionen von 13 Emittenten mit einem platzierten Volumen von 304,7 Mio. Euro
  • Immobiliensektor weiterhin dominierend
  • Durchschnittlicher Kupon mit 5,54 % p.a. +31 Basispunkte über Vorjahreszeitraum

Köln, 24. Juli 2020 – Der deutsche Markt für KMU-Anleihen zeigt in dem von der Coronakrise gekennzeichneten ersten Halbjahr 2020 ein gemischtes Bild. Während sich die Anzahl der Emissionen leicht auf 14 Anleihen erhöhte (H1 2019: elf Emissionen), reduzierte sich das platzierte Volumen deutlich um 40 % auf 304,7 Mio. Euro (H1 2019: 508,0 Mio. Euro). Verglichen mit dem angestrebten Zielvolumen der Anleiheemissionen von 455 Mio. Euro lag die Platzierungsquote bei durchschnittlich 67 % (Vorjahr: 93,6 %). Der Kupon erhöhte sich im Durchschnitt über alle Transaktionen um 31 Basispunkte auf 5,54 % p.a. Das ergibt ein von der Investor Relations-Beratung IR.on AG durchgeführter Rückblick auf das erste Halbjahr 2020 zum deutschen KMU-Anleihemarkt.

Dominierende Branche unter den 13 KMU-Anleiheemittenten im Betrachtungszeitraum war erneut der Immobiliensektor (vier Unternehmen; 31 % der Emittenten). Auf Rang zwei liegt die Lebensmittel & Getränke-Branche (drei Emittenten, 23 %). Insgesamt stammen die Emittenten aus acht unterschiedlichen Branchen, was den Trend zu einer größeren Branchenvielfalt bestätigt.

Lediglich vier Anleihen (29 %) wurden vollplatziert. Damit lag der Anteil vollplatzierter Emissionen deutlich unter Vorjahresniveau (H1 2019: 64 %). Entgegen der Ergebnisse der letzten Jahre waren im ersten Halbjahr 2020 Erstemissionen (sieben Emissionen, vier vollplatzierte Anleihen) erfolgreicher als Folgeemissionen (sieben Emissionen, keine Vollplatzierung).

Frederic Hilke, Berater der IR.on AG:

„Die Auswirkungen der Coronakrise sind auch am deutschen Markt für KMU-Anleihen ablesbar. Liegt das Zielvolumen in H1 2020 nur leicht unter Vorjahresniveau (-16 %), so hat sich der Platzierungserfolg deutlich reduziert und das platzierte Volumen liegt um 40 % unter dem des Vorjahres. Dies spricht dafür, dass Investoren in der Krise bei Neuemissionen weniger zugriffen und bei ihren Engagements stärker selektierten. Eine Rolle spielt dabei möglicherweise auch, dass neun der 14 Anleihen in Eigenregie begeben wurden und dadurch der nötige Investorenzugang der Emissionsbanken fehlte.“

Bei den Emissionsvolumina lag das Gros der Transaktionen im Bereich bis zu 50 Mio. Euro (zehn Anleihen, 71 %). Drei Emissionen erzielten 50 Mio. Euro, im Volumen von 100 Mio. Euro wurde lediglich eine Anleihe (momox GmbH) begeben. Damit vereinen vier Transaktionen 82 % des platzierten Volumens auf sich.

Die Laufzeiten der KMU-Anleihen in den ersten sechs Monaten 2020 reichen von zwei bis sechs Jahren, wobei fünfjährige Laufzeiten weiterhin am häufigsten vertreten sind (zehn Anleihen, 71 %). Insgesamt zeigte sich der Markt solide und verzeichnete keinen Ausfall einer KMU-Anleihe.

Zwischenfazit 2020: Zweite Jahreshälfte könnte Aufholeffekte zeigen
Zu Jahresbeginn hatte die IR.on AG neun im KMU-Segment aktive Emissionsbanken nach ihrer Prognose für das laufende Jahr 2020 befragt. Die Emissionshäuser hatten durchschnittlich für das Gesamtjahr 23 Emissionen erwartet. Damit waren sie mit ihrer Prognose optimistischer als zu Beginn des Jahres 2019 (21 erwartete Emissionen), jedoch zurückhaltend im Vergleich zum tatsächlichen 2019er Niveau (40 Emissionen). Zu diesem Zeitpunkt war die gravierende Coronakrise noch nicht absehbar. Die Zahl der aktuell laufenden Emissionen sowie das Feedback von Marktteilnehmern lassen allerdings darauf schließen, dass die Gesamtzahl der Emissionen auch am Ende dieses Jahres höher als die Prognose liegen könnte.

Alle befragten Emissionsbanken erwarteten zu Beginn des Jahres stagnierende Kupons, tatsächlich stiegen diese im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um 31 Basispunkte auf durchschnittlich 5,54 % p.a. Richtig lagen die Emissionsbanken bislang bei ihrer Erwartung, dass die Immobilienbranche den Markt weiterhin dominiert.

IR.score: Börsennotiz und Emissionserfahrung machen sich bemerkbar
Mit Blick auf die fortlaufende Untersuchung der Kommunikation der Emittenten kommentiert Frederic Hilke:

„Auch im ersten Halbjahr 2020 haben wir die IR-Webseiten der 13 Emittenten hinsichtlich grundlegender IR-Informationen untersucht und mit einem Transparenzindex („IR.score“) versehen. Erneut hat sich gezeigt, dass die Investorenkommunikation von börsennotierten Unternehmen und von Folgeemittenten in der Regel den Mindestanforderungen genügt. Erstemittenten weisen hingegen häufig Defizite bei den IR-Standards auf. Insgesamt hat sich der durchschnittliche IR.score jedoch gegenüber dem Vorjahreszeitraum verschlechtert. Dazu beigetragen hat auch, dass zwei Emittenten auf ihren Webseiten keine Informationen für Investoren zur Verfügung stellen.“


Eine Zusammenfassung der Erhebung ist HIER kostenfrei erhältlich.
 

Über die IR.on AG
Die IR.on AG ist eine unabhängige Beratungsgesellschaft für Investor Relations und Finanzkommunikation. Sie begleitet branchenübergreifend Unternehmen aller Größenklassen bei der Entwicklung von Investor Relations Strategien, im IR-Tagesgeschäft, als IR Interimsmanager, bei Kapitalmarkttransaktionen und in Spezialsituationen wie Krisen oder Restrukturierungen sowie bei der Pressearbeit mit Finanz- und Wirtschaftsmedien.
Das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen mit Sitz in Köln und Frankfurt am Main ist inhabergeführt. Die Berater der IR.on AG vereinen Erfahrungen aus über 300 Kommunikationsprojekten, mehr als 200 realisierten Geschäfts- und Quartalsberichten sowie rund 100 Kapitalmarkttransaktionen, darunter 30 KMU-Anleiheemissionen.

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