Mittelstandsanleihen 2013: Durchbruch, Einbruch, Aufbruch

Für das Segment der Mittelstandsanleihen fällt der Rückblick auf das Jahr 2013 gemischt aus.

Erfreulich sind die mehr als 30 Neuemissionen, mehrere erfolgreiche Aufstockungen und die Tatsache, dass sich mit Bastei Lübbe der erste Anleihe-Emittent auch mit Aktien aufs Parkett wagte. Die Schattenseiten sind gekennzeichnet durch (zu) viele Insolvenzen, hohe Kursausschläge, die man eigentlich nur bei Aktien erwartet, und zahlreiche Kommunikationspannen.

Durchbruch – Auch wenn der im Jahr 2010 gestartete deutsche Mittelstandsanleihemarkt noch nicht gänzlich „erwachsen“ ist, kann man spätestens seit dem Sommer 2013 gemessen an der Anzahl der Transaktionen von einem Durchbruch sprechen. Allein bis Ende Juli verzeichneten die Mittelstandssegmente der Börsen 24 Emissionen. Nach der Sommerpause war – ausgelöst durch mehrere Insolvenzen – eine deutliche Zurückhaltung seitens der Anleger zu spüren. Insgesamt flossen Mittelständlern im Jahr 2013 bei 33 Neuemissionen Fremdmittel im Volumen von 971 Mio. Euro zu. Dabei wurden allerdings auch 11 IBOs, also immerhin ein Drittel, nicht voll platziert. Neben den Neuemissionen mittels öffentlichem Angebot gab es Privatplatzierungen, Aufstockungen und Emissionen im Freiverkehr. Gezeichnet wurde überwiegend von institutionellen Investoren, aber auch von Privatanlegern. Bedeutendste Sektoren im vergangenen Jahr waren die Immobilien- und Baubranche mit 9 Emittenten gefolgt von der Modeindustrie (5) und den Erneuerbaren Energien (5).

Einbruch – Die anhaltende Emissionstätigkeit im Bereich Erneuerbare Energien überrascht, denn auf den Sektor entfielen die mit Abstand meisten Insolvenzen. Von den bislang zehn Insolvenzen – fünf allein in 2013 – sind acht in diesem stark von politischem Einfluss geprägten Sektor aktiv. Dies relativiert auch die Ausfallquote des Marktsegments von knapp 10%, die verglichen mit der 3%-Quote der US-Hochzinsanleihen deutlich zu hoch ist. In Zukunft wird es zu weiteren Ausfällen bei Mittelstandsanleihen kommen, denn das Segment zieht auch Emittenten an, die trotz fehlender Eignung an den Kapitalmarkt streben. Mit zunehmender Reife der Mittelstandanleihemärkte werden aber Investoren und Privatanleger stärker differenzieren und für eine natürliche Auslese sorgen.

Alle Beteiligten, angefangen beim Unternehmen selbst, über die Börsen, die Berater und Banken bis hin zu den Investoren müssen ihren Beitrag leisten, damit die Mittelstandsanleihe ein Erfolg wird.

Schädlich für das Segment sind die zahlreichen Kommunikationspannen bei Anleiheemittenten. Gleiches gilt für ausbleibende Kommunikation nach der Emission. Unternehmen müssen nicht jeden Geschäftsvorfall melden, aber Anleger sollten darauf vertrauen können, pflichtgemäß über wichtige Ereignisse informiert zu werden. Wenn ein Emittent in einem Geschäftsjahr nur eine einzige Pressemitteilung zur wirtschaftlichen Entwicklung veröffentlicht, darf er sich nicht über Misstrauen, eine hohe Volatilität und einen Kurs von deutlich unter 100% wundern. Ob mit der Meldung von vorläufigen Zahlen oder der Aufstockung einer Anleihe kurz vor Bekanntgabe des Insolvenzantrags gar Straftaten verbunden sind, müssen andere entscheiden. Das Vertrauen in eine transparente Finanzkommunikation von Mittelständlern fördern sie keinesfalls.

Aufbruch – Was bleibt als Fazit der ersten drei Jahre des deutschen Mittelstandsanleihemarktes? Alle Beteiligten, angefangen beim Unternehmen selbst, über die Börsen, die Berater und Banken bis hin zu den Investoren müssen ihren Beitrag leisten, damit die Mittelstandsanleihe ein Erfolg wird. Denn Deutschland braucht dieses Segment. Als Finanzierungsalternative für Mittelständler in Zeiten erschwerter Kreditfinanzierung aufgrund von Basel III ebenso wie als Anlagealternative zur Depotbeimischung für Investoren in Zeiten historisch niedriger Zinsen. Die volkswirtschaftliche Bedeutung dieses Instruments haben inzwischen auch Länder wie Frankreich und Spanien erkannt. Dort werden ähnliche Segmente aufgebaut. Damit bietet sich die Chance auf die Etablierung einer europaweiten Finanzierungs- und Anlageklasse – wie sie in den USA schon fest etabliert ist.