KMU-Anleihen: Jahresrückblick 2017 und Ausblick 2018 der IR.on AG

  • Deutscher Markt für KMU-Anleihen zeigt Stabilisierung in 2017
  • 20 Emissionen mit einem platzierten Volumen von 791 Mio. Euro
  • Immobiliensektor als dominierende Branche
  • Anzahl der ausgefallenen Anleihen gegenüber Vorjahr halbiert
  • Ausblick: Investmentbanken rechnen für 2018 mit durchschnittlich 15 Emissionen

Köln, 15. Dezember 2017 – Der deutsche Markt für KMU-Anleihen hat sich im Jahr 2017 deutlich stabilisiert. Insgesamt wurden 20 Emissionen im Volumen von 791 Mio. Euro (Zielvolumen: 850 Mio. Euro; Quote: 93 %) platziert. Im Vorjahr waren 16 Emissionen mit einem platzierten Volumen von 909 Mio. Euro (Zielvolumen: 1.058 Mio. Euro; Quote: 86 %) durchgeführt worden, darunter mit der Anleihe von Prokon ein Schwergewicht (Volumen: rd. 410 Mio. Euro). Das ergibt ein von der Kommunikationsberatung IR.on AG durchgeführter Jahresrückblick zum deutschen KMU-Anleihemarkt.

Damit lag das durchschnittliche Emissionsvolumen je Transaktion in 2017 mit 40 Mio. Euro deutlich unter den Vorjahreswerten. Knapp zwei Drittel der Anleihen wurden mit einem Volumen von unter 30 Mio. Euro emittiert. Nur drei Unternehmen (Porr AG, DIC Asset AG, UBM Development AG) platzierten dreistellige Millionenbeträge, wobei die UBM-Anleihe 2017/22 mit 150 Mio. Euro die größte KMU-Emission des Jahres war. Nicht nur bzgl. der Höhe der Emissionen, sondern auch bei der Anzahl (7 Emissionen) war der Immobiliensektor in diesem Jahr unter den KMU-Anleiheemittenten die klar dominierende Branche. Rang zwei belegte der Industriesektor mit drei Emittenten (15 %), gefolgt von Technologieunternehmen und Automobilzulieferern (je zwei Emittenten; 10 %).

Insgesamt 60 % der Emissionen dienten der teilweisen oder kompletten Refinanzierung einer bereits bestehenden Anleihe. Unter den acht Neuemissionen in 2017 waren drei Emittenten (SCP Eisenzahnstraße 11-16 GmbH & Co. KG, Insofinance Industrial Real Estate Holding, GK Software AG), die zuvor noch keine Anleihe begeben haben.

Der durchschnittliche Kupon der 20 Emissionen beträgt 5,63 % p. a. Die Laufzeit der KMU-Anleihen variiert zwischen 15 Monaten und zehn Jahren, wobei über die Hälfte (55 %) eine Laufzeit von fünf Jahren haben. Insgesamt konnten 14 der 20 Emissionen (70 %) in 2017 voll platziert werden. Knapp zwei Drittel der emittierten Anleihen wurden im Quotation Board der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) gelistet. Im neuen Segment Scale der FWB wurden zwei Anleihen (Paragon, Homann) emittiert.

„Wer den Markt und seine Investoren ernst nimmt, verpflichtet sich freiwillig zu einer höheren Transparenz – etwa in den Anleihebedingungen. Das ist ein Trend, der für die weitere Stabilisierung und Professionalisierung des Marktsegments spricht.“

Die Erholung des KMU-Anleihemarktes zeigt sich auch an der Zahl der Ausfälle, die sich mit acht Anleihen im Vergleich zum Vorjahr (17 Anleihen) mehr als halbiert hat. Von den acht Ausfällen entfielen je drei Anleihen auf die insolventen ALNO und Air Berlin. Das ausgefallene Volumen von insgesamt 832 Mio. Euro speist sich zu 90 % aus den Schwergewichten Air Berlin und Rickmers. Insgesamt reduzierte sich die Zahl der Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr von zehn auf vier.

Die beste Kursperfomance im KMU-Bondsegment lieferten mit Peine (+57,50 %), Herbawi (+37,00 %) und More & More (+35,00 %) drei Modeunternehmen, gefolgt von dem Essener Familienunternehmen SANHA (+33,50 %), das seine Anleihe erfolgreich um fünf Jahre verlängerte, und der Neuen ZWL Zahnradwerk Leipzig (+27,55 %). Die „Flops“ 2017 werden angeführt von der Anleihe 3W Power S.A. II mit einem Minus von 24,50 %, gefolgt von den Bonds der Unternehmen Smart Solutions (-20,50 %), Minaya Capital (-12,85 %) und Beate Uhse (-11,63 %).

Zum Ausblick für 2018 hat IR.on acht im KMU-Segment aktive Investmentbanken befragt. Im Durchschnitt erwarten diese für das kommende Jahr 15 Emissionen.

Fabian Kirchmann, Gründer und Vorstand der IR.on AG: „Die im Vergleich zur Entwicklung in 2017 zurückhaltende Prognose der Emissionsbanken liegt vor allem an der weiterhin beliebten Alternative der ‚Schuldscheinemissionen’. Gleichzeitig rechnen die befragten Banken aber auch mit einer zunehmenden Stabilisierung und Professionalisierung des KMU-Anleihemarktes – nicht zuletzt durch den Trend zur Selbstverpflichtung der Emittenten zu höherer Transparenz.“

Die Top-Branche am Anleihemarkt wird nach Einschätzung der Banken auch in 2018 der Immobiliensektor bleiben. Weitere Sektoren mit Potenzial für neue Emissionen sind Industrie/Capital Goods, Automotive (Elektromobilität) sowie Finanzdienstleistung.

Bei der Transaktionsstruktur erwarten die Investmentbanken überwiegend Emissionen mit Öffentlichem Angebot. Sie gehen aber auch davon aus, dass Private Placements im KMU-Markt weiter an Bedeutung gewinnen werden. Insgesamt schätzen die Befragten die Anleihebedingungen für den Erfolg einer Transaktion wichtiger ein als die Wahl des Börsensegments, die eher Reputations- und Marketingzwecken dient.

Fabian Kirchmann: „Wer den Markt und seine Investoren ernst nimmt, verpflichtet sich freiwillig zu einer höheren Transparenz – etwa in den Anleihebedingungen. Das ist ein Trend, der für die weitere Stabilisierung und Professionalisierung des Marktsegments spricht.“

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