Viele Mittelständler schrecken noch vor einem eigenen Nachhaltigkeitsbericht zurück – dabei ist er längst zum Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit geworden. Der freiwillig anwendbare EU-Standard VSME bietet hierfür einen klaren, praxisnahen Rahmen. Erste eigene praktische Erfahrungen bei der Umsetzung von entsprechenden Nachhaltigkeitsberichten bestätigen das. Ein solcher Bericht schafft nicht nur Transparenz gegenüber Kunden, Banken und Mitarbeitenden, sondern positioniert Nachhaltigkeit als echten Mehrwert statt als Pflichtübung.
Wenn Sie als Unternehmen möchten, dass Ihre Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit oder Ihre bereits fortgeschrittene Nachhaltigkeitsstrategie einen echten Mehrwert schaffen, dann sollten Sie einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Denn nur so erfüllen Sie die Anforderungen Ihrer Kunden, Banken, Mitarbeiter:innen und Bewerber:innen. Und es ist nicht so aufwändig und kompliziert, wie viele es darstellen oder es in der Vergangenheit war. Es gibt nämlich einen neuen, griffigen Rahmen, an dem sich ein kompakter Nachhaltigkeitsbericht ausrichten lässt
Der sogenannte VSME (Voluntary Standard for non-listed Micro-, Small- and Medium-sized Enterprises) wurde von der EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group) im Auftrag der EU-Kommission entworfen und im Juli 2025 von dieser offiziell empfohlen. Dieser freiwillig anwendbare Standard ist auch meine klare Empfehlung für Unternehmen des Mittelstands, die (noch) nicht unter die CSRD-Berichtspflicht (Corporate Sustainability Reporting Directive) fallen.

Themenanforderungen für den Nachhaltigkeitsbericht (VSME Basis- und Zusatzmodul)
Welche Themen sollten Teil eines Nachhaltigkeitsberichts sein? Der VSME-Standard unterscheidet zwischen Basis- und Erweiterungsmodul. Hier ist es sinnvoll, beide Module abzudecken, weil damit eine solide Grundlage zur Erhebung der wichtigsten ESG-Daten geschaffen werden kann.

Erfahrungen aus der Praxis
In meiner Beratungstätigkeit für mittelständische Unternehmen hat sich bereits in drei fertiggestellten Nachhaltigkeitsberichten bestätigt, dass der VSME-Standard einen sehr guten, praktikablen Rahmen bietet:
- Der Standard ist kurz und knapp formuliert und einfach verständlich: Gerade einmal elf Seiten Beschreibung plus optional 35 Seiten Erläuterungen – so gut aufbereitete Regelwerke habe ich selten gelesen, weder aus Brüssel noch aus Berlin.
- Es wird eindeutig angegeben, welche Datenangaben erforderlich sind. Wobei in einem ersten Bericht sicherlich nicht direkt alles perfekt sein kann. Es sollte also einfach nach dem zulässigen Best-Effort-Ansatz so gut wie möglich über die Themen und Daten berichtet werden. Dabei sind Unsicherheiten, Datenlücken oder Schätzungen transparent auszuweisen. Bei der Bilanzierung der Treibhausgase sollte man erst einmal mit den betrieblichen Scope 1- und Scope 2-Treibhausgasen beginnen. In späteren Berichten können dann nach und nach die Scope 3-Treibhausgase aus der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette hinzugefügt werden.
- Wenn man über weitere Themen und Aspekte als nur die Mindestanforderungen des Standards berichten möchte, so ist man frei das zu tun.
- Der Bericht muss von keiner dritten Stelle, auch nicht von einem Wirtschaftsprüfer (wie beim CSRD-Bericht), geprüft werden. Das macht die Handhabung deutlich einfacher, beschleunigt den Prozess und spart Kosten.
- Je nachdem, wie ausführlich man bei Zielen und Maßnahmen sein möchte, kann man einen solchen Bericht gut auf rund 30 Seiten darstellen. Wenn man es etwas ausführlicher und ansprechender aufbereitet haben möchte, können es auch 50 oder mehr Seiten werden. Damit ist der Umfang aber deutlich geringer als Nachhaltigkeitsberichte nach dem CSRD- oder GRI-Standard und wesentlich lesefreundlicher als nach dem überholten DNK-Standard.
Einfach mal anfangen: VSME gibt guten Rahmen
Alles in allem bleibt der Nachhaltigkeitsbericht somit in einem überschaubaren Rahmen und verliert sich nicht in Details, die für das Nachhaltigkeitsprofil des Unternehmens unwesentlich sind. Damit bietet der VSME-Standard einen guten Rahmen, um das Nachhaltigkeitsprofil eines Unternehmens kompakt zu dokumentieren und den jährlichen Fortschritt in Folgeberichten mit überschaubarem Aufwand darzustellen.

„Der VSME-Standard bietet Unternehmen, die sich erstmals mit dem Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung auseinandersetzen, einen praktikablen Einstieg mit überschaubarem Aufwand.“
Autor: Jens Kürten
Jens Kürten hat 2022 nach 25 Jahren in leitenden Funktionen in internationalen Unternehmen die Nachhaltigkeitsberatung JK Consulting gegründet. Er unterstützt vor allem mittelständische Unternehmen bei der Entwicklung und operativen Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien, bei Nachhaltigkeits-Assessments sowie bei der Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten. Mit der iron AG ist er seit 2023 als Kooperationspartner in verschiedenen Bereichen der Nachhaltigkeitsberatung verbunden.